Noura Hammouda

"Es sollte in der Zukunft Schulen für alle geben, in denen es weniger Leistungsdruck, mehr Projektarbeit und mehr Mitbestimmung gibt. Engagement sollte in die Leistungsbewertung einbezogen werden, damit es sich wegen des großen Zeitaufwands nicht automatisch negativ auf die Note auswirkt."

Noura Hammouda, Mitglied bei youpaN

Sophie Tadeus

"Es wird sich gerne damit geschmückt, dass in Deutschland seit 2015 so viele Initiativen und Solidaritätsstrukturen bzgl. Flucht und Migration gegründet wurden. Gleichzeitig werden diese Solidaritätsstrukturen von der Politik angegangen. Es braucht klare Aussagen und bessere Kommunikation seitens der Politik!"

Sophie Tadeus, Coordinator bei Jugend Rettet

Silvan Wagenknecht

"Digitalisierung ist die Waffe der Jugend! Dass wir damit aufgewachsen sind, ist unser Vorteil, unser Tool. Wir sind die freieste und am besten vernetzte Generation jemals. Das müssen wir nur nutzen. Ohne die Digitalisierung wäre Pulse of Europe und Fridays for Future nicht möglich gewesen."

Silvan Wagenknecht, Initiator von Pulse of Europe Berlin

Noura Hammouda

"Es sollte in der Zukunft Schulen für alle geben, in denen es weniger Leistungsdruck, mehr Projektarbeit und mehr Mitbestimmung gibt. Engagement sollte in die Leistungsbewertung einbezogen werden, damit es sich wegen des großen Zeitaufwands nicht automatisch negativ auf die Note auswirkt."

Noura Hammouda, Mitglied bei youpaN

Sophie Tadeus

"Es wird sich gerne damit geschmückt, dass in Deutschland seit 2015 so viele Initiativen und Solidaritätsstrukturen bzgl. Flucht und Migration gegründet wurden. Gleichzeitig werden diese Solidaritätsstrukturen von der Politik angegangen. Es braucht klare Aussagen und bessere Kommunikation seitens der Politik!"

Sophie Tadeus, Coordinator bei Jugend Rettet

Silvan Wagenknecht

"Digitalisierung ist die Waffe der Jugend! Dass wir damit aufgewachsen sind, ist unser Vorteil, unser Tool. Wir sind die freieste und am besten vernetzte Generation jemals. Das müssen wir nur nutzen. Ohne die Digitalisierung wäre Pulse of Europe und Fridays for Future nicht möglich gewesen."

Silvan Wagenknecht, Initiator von Pulse of Europe Berlin

Expert*inneninputs zur siebten Kommissionssitzung am 24.06.2019

"Digitalisierung ist die Waffe der Jugend! Dass wir damit aufgewachsen sind, ist unser Vorteil, unser Tool. Wir sind die freieste und am besten vernetzte Generation jemals. Das müssen wir nur nutzen. Ohne die Digitalisierung wäre Pulse of Europe und Fridays for Future nicht möglich gewesen."

Silvan Wagenknecht, Initiator von Pulse of Europe Berlin

Zur siebten Sitzung

Die Sachverständigenkommission des Dritten Engagementberichts hat sich in etwa monatlich getroffen. Zu jeder Kommissionssitzung wurden Vertreter*innen von Vereinen, Organisationen oder Aktivist*innen eingeladen, um mit den Kommissionsmitgliedern über ihre Erfahrungen aus der Praxis zu diskutieren.

Der Titel der siebten Kommissionssitzung war Junge Stimmen. Im Mittelpunkt standen die Fragen: Wie steht es aus Ihrer Sicht um das junge Engagement in Deutschland? Was müsste die Politik aus Ihrer Sicht tun, um es zu stärken und welche Rolle spielt die Digitalisierung für das junge Engagement?

Im Folgenden können Sie die Statements der Inputgeber*innen lesen. Es ist außerdem möglich, das vollständige Protokoll herunterzuladen.

Inputgeber*innen

Noura Hammouda

youpaN - Stiftung Bildung

Zum Statement

Silvan Wagenknecht

Pulse of Europe Berlin

Zum Statement

Noura Hammouds

noura_hammouda

Mitglied, youpaN

Noura Hammouda ist Mitglied beim Jugend-Panel zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (youpaN). YoupaN ist ein Jugendforum, in dem sich junge Menschen an der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans für nachhaltige Entwicklung (BNE) beteiligen. Das Projekt wird von der Stiftung Bildung umgesetzt und vom BMBF finanziert. 

"Es sollte in der Zukunft Schulen für alle geben, in denen es weniger Leistungsdruck, mehr Projektarbeit und mehr Mitbestimmung gibt. Engagement sollte in die Leistungsbewertung einbezogen werden, damit es sich wegen des großen Zeitaufwands nicht automatisch negativ auf die Note auswirkt. Durch Mitbestimmung, sei es durch die Mitgestaltung vom Mensaessen oder den Lehrplänen, können die jungen Menschen lernen, nicht nur passive Bürger*innen zu sein."

Noura Hammouda ist Mitglied bei YoupaN, ein Jugendbeteiligungsgremium mit dem Kernthema Bildung für nachhaltige Entwicklung. 

Um die Jugendbeteiligung stehe es aus ihrer Sicht zunächst sehr gut, da Sie persönlich nur junge engagierte Leute kennen würde die an Demonstrationen und Streiks teilnehmen. Allerdings lebe sie in einer Blase mit vielfach privilegierten Menschen, die es sich leisten könnten, ehrenamtlich tätig zu sein. Wie es außerhalb dieser Blase um ehrenamtliches Engagement stehe, könne sie nicht sagen. Sie betont die geringe Diversität im Engagementsektor und verweist darauf, dass bei Fridays for Future vermutlich über 90% der Engagierten Abitur hätten. Doch auch diejenigen Privilegierten, die sich engagieren, würden von der Politik nicht ernst genommen. Eine Begegnung auf Augenhöhe mit der Politik sei schwer, auch weil sich diese  hauptsächlich aus "alten weißen Männern" zusammensetze. Auch das habe eine abschreckende Wirkung auf junge Menschen. 

Hammouda kritisiert, dass die Zukunft und die Jugend in der Gesellschaft zu wenig Raum bekommen, weshalb sich die Jugend jetzt den Raum nehmen würde (Fridays for Future etc.). Sie wünsche sich, dass Erwachsene mitwirken und es der Jugend ermöglichen würden die Zukunft mitzugestalten: "Ich würde gern allen Menschen, die sagen: 'Lasst doch mal die Profis ran', antworten: Wir sind die Profis! Wir sind die Profis für die Zukunft! Jugendliche können besser als alle anderen Menschen in die Zukunft sehen, weil ältere Menschen einfach früher sterben."

Ihrer Ansicht nach hat die Jugend das größte Potential, die Zukunft zu gestalten. Dieses Potential wird allerdings nicht von der Gesellschaft genutzt. Eine Lösung sieht sie in der Verbesserung des Bildungssystems. In der Schule sei der Leistungsdruck ein Faktor, warum sich junge Menschen nicht engagieren könnten. Außerdem kritisiert sie die soziale Selektion in den Schulen. Darüber hinaus würden die jungen Menschen in den Schulen zu passiven Bürger*innen erzogen, indem z.B. im Geschichts- und Politikunterricht vermittelt werde, wie wichtige alte weiße Männer die Welt verändert hätten, anstatt zu lernen, wie sie selbst die Welt verändern könnten. Auch die fehlenden Beteiligungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten und die Tatsache, dass Engagement bei der Bewertung in der Schule nicht anerkannt wird oder sich negativ auswirkt, würde zu dieser gelernten Passivität beitragen.

Mögliche Lösungen sieht Hammouda in Gemeinschaftsschulen: "Es sollte in der Zukunft Schulen für alle geben, in denen es weniger Leistungsdruck, mehr Projektarbeit und mehr Mitbestimmung gibt. Engagement sollte in die Leistungsbewertung einbezogen werden, damit es sich wegen des großen Zeitaufwands nicht automatisch negativ auf die Note auswirkt. Durch Mitbestimmung, sei es durch die Mitgestaltung vom Mensaessen oder den Lehrplänen, können die jungen Menschen lernen, nicht nur passive Bürger*innen zu sein." Zudem fordert sie: "Schulen sollten ein Ort der Nachhaltigkeit sein, denn wenn die Schüler*innen dort schon nachhaltig sind, dann tragen sie diese Einstellung in ihr ganzes Leben weiter."

Ein konkreter Vorschlag, wie die Zukunft mehr Raum in der Bildung einnehmen könnte, sei die Übernahme des Gedankens hinter Fridays for Future im institutionellen Rahmen. So könnte der Freitag in den Schulen der Zukunft gewidmet werden. Schüler*innen könnten die Zukunft entdecken, lernen wie sie die Welt verändern könnten und an dem z.B. über Nachhaltigkeit gesprochen wird. So könnte der Impuls, der derzeit von der Jugend kommt, in Lehrpläne integriert werden. 

Hammouda hebt die Bedeutung der Digitalisierung anhand der Fridays for Future-Demonstrationen hervor. Diese hätten ihr gezeigt, wie schnell eine Vernetzung dank WhatsApp-Gruppen und anderen Kommunikationsdiensten geschehen kann. Allerdings gibt Sie zu bedenken, dass dies auch schnell zu Überforderung führen könne. Auch der achtsame Umgang mit sozialen Medien, und wie sich Menschen darüber organisieren können, solle Teil des Unterrichts in Schulen sein. 

Weiterhin sagt sie zu den Möglichkeiten der Digitalisierung: "Ich träume immer wieder von einer Webseite auf der sich Projekte und Engagements vernetzen können, und ich sehen kann welche Möglichkeiten für Engagement es in meinem Stadtteil gibt." Solch ein Angebot wäre auch offline in den Schulen wünschenswert.

Sophie Tadeus

tadeus

Coordinator, Jugend Rettet

Sophie Tadeus ist Gründungsmitglied, Vorstandsmitglied und Koordinatorin des Medienteams von Jugend Rettet e.V. Nebenbei arbeitet sie und studiert im Master Interdisziplinäre Antisemitismusforschung. Jugend Rettet erwarb durch die Unterstützung einer Crowdfunding Kampagne das Schiff “IUVENTA” und rettete damit seit Juli 2016 schiffbrüchige Geflüchtete im Mittelmeer. Im August 2017 wurde das Schiff von italienischen Behörden beschlagnahmt. Zur Zeit laufen Ermittlungen gegen die Besatzung der IUVENTA.

"Es wird sich gerne damit geschmückt, dass in Deutschland seit 2015 so viele Initiativen und Solidaritätsstrukturen bzgl. Flucht und Migration gegründet wurden. Gleichzeitig werden diese Solidaritätsstrukturen von der Politik angegangen. Es braucht klare Aussagen und bessere Kommunikation seitens der Politik!"

Sophie Tadeus engagiert sich bei Jugend Rettet, einer Jugendorganisation die gegründet wurde um ein Zeichen gegen die Abschottungspolitik Europas und gegen das Sterben im Mittelmeer zu setzen. Auch Jugend Rettet bestehe mehrheitlich aus weißen Personen aus bildungsbürgerlichen Kontexten, weshalb sie anmerkt, dass einerseits selbstkritisch, aber andererseits auch gesellschaftlich strukturell hinterfragt werden müsse, warum im Engagement eine geringe Diversität vorherrsche. 

Sie hebt hervor, dass das Projekt für viele eine sehr positive Erfahrung war, die den jungen Menschen das Gefühl gab, etwas bewirken zu können. Das lag auch daran, dass es im Projekt ganz unmittelbar um das Retten von Menschenleben ging. Es sei eine unglaubliche Erfahrung gewesen, aus der Kraft der Jugend heraus ein Schiff zu organisieren, das auszubauen und damit dann ins zentrale Mittelmeer zu fahren und dort Menschen zu retten. Allerdings habe die starke Kriminalisierung des Projekts in Italien und die fehlenden Unterstützung von Seiten der Deutschen Regierung zur Folge, dass einer sehr großen Gruppe von jungen Menschen der Wind aus den Segeln genommen wurde. "Es wird sich gerne damit geschmückt, dass in Deutschland das Ehrenamt so groß ist und sich seit 2015 so viele Initiativen und Solidaritätsstrukturen bzgl. Flucht und Migration gegründet haben. Gleichzeitig werden diese Solidaritätssstrukturen angegangen, weil sie der Migrationspolitik, die die Bundesregierung vertritt, zuwiderlaufen. Es braucht klare Aussagen und bessere Kommunikation seitens der Politik!"

Tadeus beschreibt, dass es durchaus Gespräche mit der Politik gebe, z.B. bei parlamentarischen Frühstücken, bei denen Jugend Rettet eingeladen wurde. Doch werden diese fast ausschließlich durch Parteien organisiert und besucht, die die Sache ohnehin unterstützen würden (Grüne, Linke), während CDU, SPD und FDP kein Interesse zeigen. Dies irritiere Tadeus, da es bei Jugend Rettet unmittelbar um die Erhaltung von Menschenrechten ginge, weshalb sie erwarten würde, dass sich auch die CDU zumindest anhört, was die Organisationen zu berichten haben.

Silvan Wagenknecht

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Initiator, Pulse of Europe Berlin

Silvan Wagenknecht ist Initiator von Pulse of Europe Berlin und engagiert sich für #FreeInterrail. Pulse of Europe organisiert regelmäßige Demonstrationen für den Erhalt eines vereinten Europas. #FreeInterRail setzt sich für ein Mobilitätsprogramm auf EU Ebene ein, das jungen Menschen ermöglichen soll, kostenlos innerhalb der EU zu reisen.

"Digitalisierung ist die Waffe der Jugend! Dass wir damit aufgewachsen sind, ist unser Vorteil, unser Tool. Wir sind die freieste und am besten vernetzte Generation jemals. Das müssen wir nur nutzen. Ohne die Digitalisierung wäre Pulse of Europe und Fridays for Future nicht möglich gewesen." 

Silvan Wagenknecht engagiert sich bei Pulse of Europe, eine pro Europäische Bewegung, die regelmäßig Demonstrationen für Europa organisiert. Auch er betont die mangelnde Diversität im Engagement, aber auch in der Politik. Denn seiner Meinung nach sei die europäische Politik nicht per se zu langweilig für junge Menschen, sondern sie werde erst durch das "Geschacher der alten weißen Männer" langweilig. Zwar gebe es zurzeit sehr starke Jugendbewegungen, die unglaubliche Ausmaße angenommen hätten, die aber auf höherer politischer Ebene nicht wahrgenommen und nicht ernst genommen werden würden. Er betont, dass es nicht darum ginge, dass die CDU andere Standpunkte hätte als Rezo oder Fridays for Future. Das Problem sei die Arroganz, mit der sie auf die jungen Menschen reagieren. Dies sei sehr demotivierend für junge Menschen. 

Wagenknecht kritisiert, dass bestehende, für den Engagementsektor zuständige Institutionen für junge Menschen unattraktiv seien und hebt dabei insb. das BBE hervor, dieses sei "absolut uncool" und hätte eine "Minus Sexyness." Diese Institutionen seien alt und verstaubt, weshalb sie für Jugendliche nicht ansprechend sind. Förderinstrumente wie z.B. „Demokratie leben“ seien zwar gut, doch würden sie insb. bürokratische Hürden aufbauen, die es Initiativen erschweren, diese Fördergelder zu nutzen, obwohl sie diese gut gebrauchen könnten. 

"Digitalisierung ist die Waffe der Jugend! Dass wir damit aufgewachsen sind, ist unser Vorteil, unser Tool. Wir sind die freieste und am besten vernetzte Generation jemals. Das müssen wir nur nutzen. Ohne die Digitalisierung wäre Pulse of Europe und Fridays for Future nicht möglich gewesen", schließt Wagenknecht sein Statement ab.  

8. Sitzung: Infrastruktur und Plattformisierung

25. September 2019

Was sind aus Ihrer Sicht in den letzten Jahren die wichtigsten Entwicklungen im Bezug auf die digitale Infrastruktur im Engagementsektor (wie z.B. verbreitete Software oder Plattformen als auch Probleme oder Vorteile, die Sie darin erkennen) und welche Befürchtungen oder Hoffnungen diesbezüglich haben Sie für die Zukunft?

6. Sitzung: Lessons Learned

19. Juli 2019

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Schwierigkeiten und Hürden für die Umsetzung von Digitalisierungsschritten (wie z.B. Social Media und digitale Öffentlichkeitsarbeit, Nutzung von Plattformen oder die Umstellung auf neue digitale Infrastruktur) in Organisationen des zivilen Engagements?

5. Sitzung: Engagement von Jugendlichen und jungen Erwachsenen

16. April 2019

Wie verändert sich aus Ihrer Sicht das Engagement von Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor dem Hintergrund der Digitalisierung? Welche Herausforderungen und Vorteile ergeben sich dadurch für Ihre Arbeit?

4. Sitzung: Trends des digitalen Engagements

16. April 2019

Welche Arten der Engagements oder Möglichkeiten der Umsetzung sind mit der Digitalisierung aus Ihrer Sicht neu entstanden und welche Veränderungen ergeben sich daraus allgemeiner für das Engagement der Zivilgesellschaft heute?

3. Sitzung: Digitalisierung des Engagementsektors

16. April 2019

Welche Veränderungen lassen sich in Zeiten der Digitalisierung im Engagementsektor beobachten und welche Entwicklungen halten Sie für richtungsweisend für das junge Engagement der Zukunft?